Die Story zum Bild
Reine zur blauen Stunde
Ich habe den Eindruck, dass einige Leute denken, viele herausragende Landschafts - und Naturfotos entstehen mal eben so nebenbei. Sie wissen nicht, welcher Aufwand und welche Planung hinter den meisten sehr guten Fotos steckt.
Heutzutage haben wir, dank dem Internet, Zugriff auf Milliarden Fotos weltweit. Jederzeit, immer und überall. Und jeden Tag kommen Millionen neue hinzu.
Eine regelrechte Bilderflut erschlägt uns jeden Tag. Aber nicht mal 1% dieser Fotos sind es überhaupt wert gezeigt zu werden und noch viel, viel weniger davon sind wirklich herausragende Fotos.
Der berühmte Fotograf Ansel Adams sagte mal: "Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute."
Und selbst wenn wir von so einem qualitativ hohen Niveau ausgehen, gibt es Millionen von äußerst guten Fotos auf den verschiedensten Websiten zu bestaunen.
Dadurch verlieren die Leute ein Gefühl dafür, welchen Aufwand man betreiben muss, um solche Fotos zu machen.
In dieser Reihe möchte ich einen Eindruck vermitteln, wie meine Fotos entstehen.
Ich werde mir dazu immer ein bestimmtes Bild heraussuchen und dazu schreiben, wie es entstanden ist.
Den Anfang soll ein Bild machen, welches ich bereits 2015, mit meiner alten Nikon D7000, aufgenommen habe. Daran sieht man gut, dass es keine Rolle spielt, mit welcher Kamera ein Foto aufgenommen wird. Worauf es ankommt, ist ein guter Bildaufbau und die passende Lichtstimmung vor Ort.
Es geht um das Foto 'Reine zur blauen Stunde'.
Mittlerweile dürften viele Leute dieses Motiv kennen. Es wurde inzwischen schon hunderte, wenn nicht tausende Male, fotografiert.
Das Bild wurde auf den Lofoten, in Nord-Norwegen, im Februar, aufgenommen. Auf den südlichen Lofoten befindet sich das Dörfchen Reine.
Von Svolvær aus, fährt man mit dem Auto ungefähr vier Stunden bis dort hin.
Diese Perspektive wurde von einer Brücke fotografiert.
Wenn man einfach so, ohne Planung dort hinfährt, wird das Ergebnis vermutlich nicht die Erwartungen erfüllen. Es ist eine gewisse Planung erforderlich.
Damit das Foto so gelingt, mussten mehrere Bedingungen zutreffen.
1. Zuerst einmal muss es, nach Möglichkeit, frisch geschneit haben oder viel Schnee liegen.
2. Dann muss Flut sein. Man sollte den Tag des Besuchs also so planen, dass die Gezeiten günstig sind. Bei Ebbe sind am Ufer, im Vordergrund, nämlich viele dunkle Steine zu sehen, die auf dem Foto nicht gut aussehen.
3. Dann muss natürlich das Wetter passen, sodass es eine freie Sicht auf die Berge gibt. Es gilt, dem Wetter entsprechend zu planen und flexibel zu sein. Zudem kann sich das Wetter, besonders auf den Lofoten sehr schnell ändern.
4. Und dann ist es natürlich wichtig zur richtigen Uhrzeit vor Ort zu sein. Die goldene und blaue Stunde lässt sich ja, dank gewisser Apps, genau vorhersagen.
Das Foto wurde am Abend, zu Beginn der blauen Stunde aufgenommen. Ich habe eine Langzeitbelichtung gemacht, um die ziehenden Wolken zu zeigen. Aber genau wegen dieser Langzeitbelichtung bestand eine weitere Schwierigkeit darin, das Bild verwacklungsfrei zu bekommen.
Neben der Straße befindet sich eine Holzbrücke für die Fußgänger. Darauf stand mein Stativ. Wenn jemand nun über die Brücke gegangen ist, hat der Holzboden leicht gewackelt. Somit wackelte natürlich auch das Stativ und das Foto wurde unscharf. Ich musste also einen absolut ruhigen Moment abpassen, in dem keine Erschütterungen auf dem Boden zu spüren waren. Bei einer Belichtungszeit von einer Minute oder mehr, ist das nicht ganz so einfach.
Insgesamt habe ich zirka drei Stunden, bei klirrender Kälte, dort auf der Brücke verbracht. Es sind einige schöne Fotos entstanden, von denen ich natürlich das Beste ausgewählt habe.
Das Foto harmoniert, meiner Meinung nach, besonders wegen der drei verschiedenen Farben. Das Weiß des Schnees, das Blau des Wassers das Rot der Häuser.
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