Reisetipps Schottland
In diesem Beitrag möchte ich einige Reisetipps für Schottland, speziell für Landschaftsfotografen geben. Anstatt einen Reisebericht zu schreiben, der jeden Tag mehr oder weniger einen ähnlichen Ablauf beinhaltet, denke ich, dass ihr mit ein paar Ratschlägen und Tipps mehr anfangen könnt.
Welche Jahreszeit ist zu empfehlen?
Eigentlich gibt es keine beste Jahreszeit für die Landschaftsfotografie in Schottland. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Vorzüge.
Frühling:
Oft liegt noch im April der Schnee auf den Bergen, was auf einem Foto sehr gut aussehen kann. Der Frühling ist eine gute Jahreszeit für Leute, die es etwas ruhiger mögen, weil noch nicht so viele Touristen anwesend sind. Die Berge und Hügel beginnen sich grün zu färben.
Tendenziell regnet es in vielen Gegenden und auch auf der Isle of Skye weniger. Zudem gibt es noch keine Midges. Mehr zu den Highland Midges erfahrt ihr weiter unten.
Wer das Fotografieren mit Wandern kombinieren will, ist zu dieser Zeit gut aufgehoben.
Sommer:
Der Sommer ist die Hauptsaison des Tourismus in Schottland. Besonders in der Gegend um Fort William und auf der Isle of Skye kann es dann sehr voll werden! Die Temperaturen liegen bei ungefähr 20 °C tagsüber und bei ca. 10 °C in der Nacht. Zudem ist es die Zeit der Midges. Man wird sich auf die kleinen Blutsauger einstellen müssen.
Die Tage sind sehr lang. Der Sonnenaufgang beginnt sehr früh (4:30 Uhr!) und es kann recht mühsam sein, so früh aufzustehen, um rechtzeitig an der Location zu sein.
Im Spätsommer blüht auf den Wiesen und Mooren das lilafarbene Heidekraut. Das sieht einfach phänomenal aus und lässt sich auf Fotos prima in Szene setzen.
Herbst:
Der Herbst ist für die Landschaftsfotografie besonders gut geeignet. Das Grün der Bäume weicht langsam den bunten Farben des Herbstes. Ab Mitte Oktober sind keine störenden Midges mehr vorhanden.
Zudem sind längst nicht so viele Touristen wie in den Sommermonaten anwesend. Außerdem muss man für die blaue Stunde am Morgen und den Sonnenaufgang nicht so früh aufstehen. Das kann auch eine Erleichterung sein. Im Spätherbst liegt vieler Orts bereits Schnee. Eisstrukturen an den Ufern der Lochs und Flüsse lassen sich als Vordergrund sehr gut ins Bild einbauen.
Winter:
Wenn die Ufer der Lochs und die Bäche zugefroren sind hat das seinen ganz eigenen Reiz. Besonders die Strukturen im Eis lassen sich dann sehr gut als Vordergrund des Motivs nutzen.
Das Wetter ist oft rau und windig und es kann Tage dauern, bis man gutes Licht zur richtigen Tageszeit bekommt.
Leider kommt es öfter vor, wenn es viel geschneit hat, dass einige Strassen gesperrt sind. Und besonders als Landschaftsfotograf benutzt man öfters selten befahrene und enge Strassen, um zur Location zu kommen.
Kleidung, Regenschutz und Schuhe
In Schottland regnet es sehr viel. Es regnet quasi jeden Tag und das ist dort normal. Wenn es nicht regnet, ist es eher eine Ausnahme! Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man dort hinreisen möchte. Als ich das letzte Mal dort war, hat es zwei Wochen lang fast nur geregnet. Regenkleidung ist also ein Muss!
Ihr braucht eine gute Regenjacke und auch eine Regenhose, die mehrere Stunden das Wasser abhalten kann. Ihr könnt auch die Regenhose bei Bedarf über die normale Wanderhose anziehen. Das "Zwiebelprinzip" hat sich gut bewährt.
Weiterhin empfehle ich T-Shirts aus Merinowolle. Die sind zwar teuer, aber man schwitzt darin nicht so. Außerdem trocknen sie sehr schnell, es gibt keine Flecken und sie riechen auch nach mehrmaligem Tragen nicht!
Zudem sollte eure Kleidung viele Taschen mit Reissverschlüssen haben. Draußen beim Fotografieren gibt es immer viel zu verstauen.
Ihr braucht unbedingt bequeme, knöchelhohe Wanderschuhe!
Weiterhin empfehle ich dringend sogenannte "Neos Overshoes" (Überschuhe). Das sind wasserdichte Stiefel, die ihr über eure Wanderschuhe anziehen könnt. Zur Not geht es auch mit Gummistiefeln. Der Vorteil von den Overshoes ist aber, wie gesagt, dass ihr sie einfach über die Wanderschuhe ziehen könnt. Zudem sind sie sind sehr flexibel und lassen sich schön klein im Koffer zusammen falten. Dennoch haben sie eine sehr stabile Sohle.
Als ich dort war, war der Boden durch den vielen Regen völlig aufgeweicht. Es war viel Schlamm auf den Wanderwegen und auf den Wiesen stand das Wasser teilweise 20 cm hoch. Ohne diese Überschuhe hätte ich mehr als die Hälfte der Fotospots nicht erreichen können!
Schottland und die Midges
Die schottischen Midges sind eine blutsaugende Insektenart und ungefähr drei Millimeter groß. Sie können während den Sommermonaten in großen Schwärmen auftreten, vor allem in Wald- und Moorgebieten. Die "Hauptsaison" dieser kleinen Plagegeister ist von Anfang Juni bis Mitte September. Die weiblichen Midges beißen in die Haut um Blut aufzunehmen, dass sie für die Eierproduktion brauchen.
Was mögen die Midges?
Am liebsten haben sie die Zeit, wenn das Licht schwach ist. Bei bedecktem Himmel und vor allem in den Morgen- und Abendstunden während der goldenen und blauen Stunde. Also genau zu jener Zeit, wenn man beim Fotografieren draußen ist. Sie treten am meisten bei Temperaturen von 12 °C bis 22 °C auf und nur wenn es windstill ist!
Auch leichter Regen macht ihnen nichts aus.
Was mögen Midges nicht?
Midges mögen keinen Wind. Schon ab Windstärken von 6 km/h sind sie verschwunden. Dann verstecken sie sich im hohen Gras.
Midges mögen kein helles Licht. Mittags und bei hellem Sonnenschein wird man sie nicht antreffen.
Wie kann man sich schützen?
Zuerst einmal ist es wichtig lange Kleidung zu tragen. Die Midges sind sehr klein und können überall hinein krabbeln.
Es gibt extra gegen die Midges verschiedene Mittel zum Eincremen. Ich empfehle das von 'Smidge that Midge'. Das wirkt sehr gut und die kleinen Biester lassen euch in Ruhe. Damit solltet ihr Hände und das Gesicht eincremen. Das Mittel darf aber nicht in die Augen oder auf die Lippen kommen!
Weiterhin gibt es in Schottland in allen Outdoor Läden und auch in den meisten Supermärkten Mückennetze und Hüte zu kaufen. Diese sind recht günstig und das Beste, was man gegen die Midges haben kann. Einfach den Hut aufsetzen und das Netz darüber machen. Das Netz lässt sich auch mit einem Band zubinden, damit die kleinen Midges nicht unten durch krabbeln. Damit seht ihr zwar wie ein Imker bei der Arbeit aus, aber ihr werdet sehr dankbar sein, wenn ihr es habt! Ich hatte es an drei Tagen (zwei mal Morgens und einmal Abends) mit so vielen Midges zu tun, dass ich es trotz eincremen nur mit dem Netz ausgehalten habe.
Schottland und der "Outdoor Access Code"
In Schottland ist es für jedermann erlaubt die meisten privaten Grundstücke zu betreten und darüber zu laufen, solange ihr euch gewissenhaft an einige Regeln haltet, die eigentlich selbstverständlich sind.
Verhaltet euch respektvoll gegenüber den Eigentümern des Grundstücks und der Natur. Zum Beispiel solltet ihr nicht im Dunkeln um das Haus des Besitzers schleichen.
Gartentore und Türen sind wieder zu schließen, nachdem ihr durchgegangen seid. Unnötiger Lärm ist zu vermeiden. Es ist verboten Pflanzen zu pflücken oder zu beschädigen. Es ist verboten Tiere zu stören oder gar zu jagen! Es darf kein Müll weggeworfen werden! Alles was ihr dabei habt, nehmt ihr auch wieder mit zurück.
Ausrüstungstipps für Landschaftsfotografen
Ich empfehle euch folgende Dinge:
1. Mikrofasertücher zum Objektive und Filter reinigen. Am besten sind die von Fielmann. Die sind sehr groß, aus demselben Stoff wie "Kameraputztücher“ von anderen Herstellern, reinigen sehr gut und sind günstig. 1,50€ pro Tuch. Kauft am besten gleich 5 bis 10 Stück. Man kann davon nie genug haben. Besonders wenn ihr bei Regen öfter putzen müsst.
2. Stirnlampe mit Rotlicht. Zum Wandern und beim Fotografieren im Dunkeln.
3. Mehrere Plastiktüten als Regenschutz für die Kamera. Am besten eignen sich Gefrierbeutel. Macht unten ein kleines Loch hinein. Da kommt das Stativgewinde durch. So könnt ihr die Stativplatte wieder an die Kamera schrauben. Die Kamera kommt natürlich in den Gefrierbeutel. Die Knöpfe der Kamera lassen sich auch durch den Beutel bedienen.
4. Reinigungsflüssigkeit für die Filter und Objektive. Das ist besonders für die Fotografie am Meer geeignet. Durch das Salzwasser entstehen beim Reinigen mit dem Mikrofasertuch Schlieren und Streifen auf den Filtern. Mit einer speziellen Reinigungsflüssigkeit lassen sich die Filter problemlos wieder reinigen. Es gibt fertiges Reinigungsmittel von verschiedenen Herstellern. Das ist aber erstens viel zu teuer und zweitens viel zu wenig.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit einer Mischung aus einem Teil Isopropanol und vier Teilen destilliertem Wasser. Die Idee habe ich von Raik Krotofil von raiklight.de. Das Zeug füllt ihr in eine kleine Sprayflasche und schon lässt sich das wunderbar dosieren. Isopropanol gibt es in der Apotheke für ein paar Euros zu kaufen. Ihr braucht nur eine kleine Menge. 100 Milliliter reichen völlig aus. Damit könnt ihr einen halben Liter Reinigungsflüssigkeit herstellen. Das reicht jahrelang.
Die Reinigungsflüssigkeit kann direkt auf die Filter gesprüht werden. Beim Reinigen der Objektive ist es empfehlenswert nicht direkt auf das Objektiv zu sprühen, sondern auf das Mikrofasertuch.
Schlusswort
Schottland hat eine wunderschöne Landschaft und ist für jeden Landschaftsfotografen, das passende Wetter vorausgesetzt, ein absolutes Highlight. Es gibt große Waldgebiete, Wiesen und Moorlandschaften, die nicht bewirtschaftet sind und wild und urtümlich aussehen. Dazwischen finden sich immer wieder große Seen und Lochs sowie kleine Flüsse und Bäche, die sich durch die hügelige Landschaft schlängeln.
Auf der Isle of Skye gibt es an vielen Orten Steilküste, Strände und natürlich das Meer.
Ich hoffe, mit diesen Tipps konnte ich euch etwas weiterhelfen und euch Schottland etwas näher bringen.
Auf jeden Fall werde ich wieder dort hinreisen, zum Fotografieren und natürlich um die Natur zu genießen.
Andre, vielen Dank für die hilfreichen Tipps! Ich werde im Oktober/November zum ersten Mal nach Nordengland und Schottland fahren und bin sicher, dass mir nun das eine oder andere Fettnäpfchen erspart bleibt. Eine Frage zu den Neos Overshoes: Fallen die eher knapp oder großzügig aus?
Viele Grüße,
Thomas